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FSJ - Freiwilliges Soziales Jahr

FSJ kurz und knapp

FSJ ist die Abkürzung für Freiwilliges Soziales Jahr.

Das FSJ können bei uns junge Menschen zwischen 18 und 26 Jahren machen. Ein FSJ dauert zwischen 6 und 18 Monaten, in Ausnahmen auch 24 Monate.

Das FSJ ist ein Freiwilligendienst. Beim FSJ arbeiten junge Menschen in einer gemeinwohlorientierten Einrichtung mit –
so z. B. bei uns im Taubblindendienst. Sie tun dort etwas, das gut für das Zusammenleben aller Menschen in der Gesellschaft ist. Das nennt man Engagement. Für ihr Engagement erhalten Freiwillige kein Gehalt, sondern ein Taschengeld.

Du erhältst Einblicke in das Berufsleben, sammelst viele praktische Erfahrungen und kannst viel lernen.

Du kannst

  • den Berufsalltag und die Aufgaben verschiedener Berufe (z.B. Ergotherapeuten, Heilpädagogen, Dipl.-Sozialpädagogen) kennenlernen
  • herausfinden, welche Aufgaben und Tätigkeiten gut zu Dir passen
  • herausfinden, welche Berufsausbildung oder welches Studium Du nach dem FSJ machen möchtest
  • Menschen kennenlernen, die mit dem Verlust der beiden Fernsinne "Sehen" und "Hören" in der Lage sind, ihr Leben zu meistern
  • lebendigen Glauben entdecken
  • herausfinden, was Dir für Dein Leben wichtig ist
  • und wie oder wo Du in Zukunft leben möchtest

Wer ein FSJ machen kann

Wenn Du bei uns ein FSJ machen möchtest, ist die Hauptsache:
Du bist neugierig, bei uns ein Jahr lang mitzuarbeiten, taubblinde Menschen kennenzulernen und dabei etwas Neues zu lernen.
Du begleitest taubblinde Menschen im Alltag:

  • einkaufen gehen
  • spazieren gehen
  • bei der Arbeit im Garten
  • Tätigkeiten in der Beschäftigung
  • und vielem anderen mehr.

Im FSJ bist Du in Vollzeit tätig. Vollzeit heißt an 5 Tagen in der Woche und pro Tag für etwa 8 Stunden, auch Wochenenddienste sind möglich.
Während des FSJ erhältst Du Taschengeld, Unterkunft (wir stellen eine Wohnung), Verpflegung und eine beitragsfreie Versicherung in der gesetzlichen Kranken-, Renten-, Unfall-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung.
Außerdem haben die Eltern der FSJ-ler Anspruch auf Kindergeld.

Hier ein Bericht aus dem Leben als FSJ-lerin im Storchennest:

Bericht von FSJ-lerin Luisa über ein FSJ im Storchennest

"Mein Name ist Luisa und ich habe im Frühling 2015 mein Abitur gemacht. Dass ich Medizin studieren will, weiß ich schon seit Ewigkeiten. Deswegen war für mich auch immer klar, dass ich nach meinem Abitur direkt mit dem Studium anfangen werde. Jetzt bin ich FSJler im „Storchennest" im Bereich ambulant betreutes Wohnen für taubblinde Menschen – es hat sich irgendwie einfach so ergeben. Ich komme eigentlich aus der Nähe von Darmstadt und hatte über meine Familie und besonders über meinen Cousin, der mein FSJ-Vorgänger war, von der Arbeit hier gehört und war fasziniert. Einfach, weil es etwas nicht gerade Alltägliches und Besonderes ist. Ich habe im September mit meinem FSJ begonnen und habe seit dem eine ganze Menge neue und spannende Dinge lernen dürfen. Neben Lormen und Gebärdensprache, Duftpflanzen, Blindenschrift und vielen anderen Dingen habe ich viel über Menschen im Allgemeinen, menschliche Kommunikation und das Miteinander gelernt. Und naja – einen Haushalt einigermaßen katastrophenfrei zu führen.
Aber ich will ganz ehrlich sein – die Arbeit im Storchennest ist nicht ganz so einfach, wie es sich vielleicht anhört, wenn ich jetzt erzählen würde, dass meine Aufgaben oft aus dem festen Vormittagsprogramm „Beschäftigung" und von mir mehr oder weniger frei gestaltbaren Nachmittagen mit spazieren gehen, Kaffeetrinken oder Spiele spielen, bestehen. Die Kommunikation mit Taubblinden ist anspruchsvoll und anstrengend, da ich sozusagen den ganzen Tag zwei Fremdsprachen sprechen muss, die dazu noch recht ungewohnt sind. Dazu kommt, dass unter Taubblinden kein Blatt vor den Mund genommen wird, wenn man etwas schlecht findet – um ein aussagekräftiges Beispiel zu geben. Man muss oft über sich selbst hinauswachsen, kreative Lösungen finden und vor allem ein Gespür für die emotionale Verfassung der Menschen um einen herum haben. Den einen oder anderen mag das vermutlich abschrecken, für mich ist es das, was die Arbeit so spannend und bereichernd macht. Es gibt keine Situation, in der man nicht dazulernen könnte. Was es dagegen auf jeden Fall gibt, sind erfahrene Kollegen, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn etwas nicht klappt und mir meine Anfängerfehler nicht übel nehmen.
Ein FSJ ist grundsätzlich eine gute Sache. Nicht nur, weil man Menschen hilft, sondern auch, weil man erst einmal aus dem Lernen rauskommt und das wahre Leben kennenlernen kann und viel über sich herausfindet, über eigene Stärken und Schwächen und über persönliche Interessen. Ich würde jedem Abiturienten raten, die Zeit nach dem Abitur zu nutzen mit einem Auslandjahr oder einem FSJ, denn solche Gelegenheiten werden im späteren Leben immer seltener. Möglichkeiten dazu gibt es viele – ein FSJ im Storchennest ist eine vergleichsweise anspruchsvolle Variante, wenn auch vermutlich nicht ganz so extrem, wie ein europäischer Freiwilligendienst im Ausland. Wer sich vorstellen kann, ein FSJ im Storchennest machen zu wollen, der sollte recht selbstständig arbeiten können, ein gutes Gespür für Menschen haben, nicht alles zu persönlich nehmen und vor allem viel Freude daran, haben, neue Dinge auszuprobieren und zu lernen und offen sein für Menschen, die auf ihre besondere Art ganz normal sind.
Ich bin froh, dass ich mich für mein FSJ im Storchennest entschieden habe, denn all die spannenden Erfahrungen, die ich hier jeden Tag mache, kann mir keiner nehmen und sie sind für mich ein wertvoller Schatz. Medizin studieren möchte ich übrigens immer noch und das werde ich nach meinem FSJ dann auch definitiv anfangen."